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Literatur/Zitate

Politiker: Zitate aus der Rede Horst Köhlers in Tübingen am 01.12.2004:

Nur einen guten Monat nach dem Sturm auf die Bastille - am 26. August 1789 - verabschiedete die französische Nationalversammlung die Erklärung der Allgemeinen Menschen- und Bürgerrechte.

Bald aber stellte sich derselben Nationalversammlung die Frage, ob diese Rechte tatsächlich für alle Menschen gelten sollten, also auch für die schwarzen Sklaven und die so genannten Mischlinge in den französischen Überseekolonien. Ein Ende der Sklaverei hätte wohl ein Ende der Pflanzungen bedeutet - und wirtschaftliche Interessen auch von Mitgliedern der Nationalversammlung betroffen.

Mit verschämten Formulierungen erlaubte es die Versammlung dann, dass in den Kolonien letztendlich alles so bleiben konnte, wie es war. Sie handelte also praktisch gegen die Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte, die sie selber gerade erst formuliert hatte.

Gerade wir in den westlichen Demokratien ziehen uns oft den Vorwurf der Heuchelei zu - und manchmal sicher zu Recht. Zwar tragen wir gern die Banner von Freiheit und Demokratie vor uns her, handeln aber tatsächlich oft nur im Sinne der eigenen Interessenwahrung.

…Ich habe manchmal den Eindruck, als sei Europa müde geworden, als sei es dabei, seine Identität zu verlieren, seine Wurzeln selber nicht mehr zu kennen. Zu diesen Wurzeln gehören ganz sicher die Aufklärung, die Menschenrechte, die verschiedenen Emanzipations­bewegungen. Aber eben auch das Christentum und die christliche Ethik…

Für mich entscheidet sich die Menschlichkeit unserer Welt am Schicksal Afrikas. Und ich betone noch einmal, dass es eine Frage der Selbstachtung Europas ist, gerade mit Blick auf unsere eigenen Fundamente und Werte, dass wir uns in Afrika ehrlich und großzügig engagieren.

Afrika, dieser oft geradezu vergessene Kontinent, muss seinen gerechten Platz in dieser einen Welt finden - als Partner unter Partnern ... Afrika ist missbraucht und ausgebeutet worden. Seine Menschen wurden als Sklaven verkauft. Der Kolonialismus hat schlimme Spuren hinterlassen. Die Stellvertreterkriege im Ost-West-Konflikt haben Gesellschaften und Staaten zusätzlich verwüstet. Afrika leidet vielfach Not - die Unabhängigkeit allein hat diese Not nicht aufgehoben, ja oft noch vergrößert.

...Worte, mit denen ich schließen möchte: "Nkosi sikilele i Afrika": "Gott segne Afrika".

 

 

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